Andy Warhol

Frankfurt am Main, 1981


Die Fotografin Barbara Klemm hat in ihrer langen Berufslaufbahn viele bekannte Gesichter vor die Kamera bekommen: Mick Jagger und Madonna, Willy Brandt und Helmut Kohl, Hitchcock und Fassbinder, Joseph Beuys und Simone de Beauvoir ...

Manchmal kam ihr dabei der Zufall zu Hilfe.

Als Barbara Klemm 1981 das Städel-Museum in ihrer Heimatstadt Frankfurt besucht, fällt ihr ein hagerer Mann mit strahlend weißem Haar auf, der sie an Andy Warhol erinnert. Eine Nachfrage beim Museumsdirektor bringt Gewissheit: er ist es! Sofort heftet sich die Fotografin an die Fersen des prominenten Gastes, ihre Kamera hat sie zum Glück immer dabei.

Vor Johann Heinrich Wilhelm Tischbeins Gemälde „Goethe in der Campagna“ gelingt ihr schließlich ein ungewöhnliches Porträt des Pop-Art-Künstlers: Im Vordergrund der Deutschland-Tourist Warhol, müde und ernst, mit Windjacke und Rucksack, im Hintergrund der Italienreisende Goethe – zwei Künstler in einem Bild.

Übrigens: Warhols Faszination für den deutschen Klassiker ist nicht nur durch Barbara Klemms Foto bezeugt, sondern auch durch eine Serie von Siebdrucken, die ab 1982 in Warhols Factory entstanden und Goethe als knallbunte Pop-Art-Ikone zeigen. Einen davon hat auch das Städel in seiner Sammlung.