Demonstration gegen die Stationierung von Mittelstreckenraketen

Mutlangen, 1983


1. September 1983, 5:45 Uhr morgens. Auf einer Wiese nahe der schwäbischen Kleinstadt Mutlangen haben sich rund tausend Menschen versammelt. Genau 44 Jahre nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wollen sie hier ein Zeichen setzen – für den Frieden.

Anlass der Aktion ist der NATO-Doppelbeschluss von 1979, der die Stationierung von 26 Pershing-II-Raketen auf einer US-amerikanischen Militärbasis bei Mutlangen vorsieht, wo schon seit den 60er Jahren US-Atomraketen lagern. Mit einer dreitägigen Sitzblockade wollen Anhängerinnen und Anhänger der Friedensbewegung gegen die Aufrüstung protestieren und die Zufahrt zur US-Militärbasis versperren.

Viele bekannte Persönlichkeiten beteiligen sich an der Demonstration, die als „Prominentenblockade“ bekannt wurde. Die Fotografin Barbara Klemm hat einige von ihnen mit ihrer Kamera festgehalten: den Schriftsteller Heinrich Böll und seine Frau Annemarie, die Politiker Oskar Lafontaine, Petra Kelly (mit GI-Helm) und Gert Bastian.

Klemms Foto, das im Morgengrauen entstand, wirkt beinahe wie ein Gemälde. Wie üblich fotografierte sie ohne Blitz, die Szene wird lediglich durch den Scheinwerfer eines Fernsehteams erhellt.

Wenngleich die Stationierung der Raketen letztlich nicht verhindert werden konnte, wurde die dreitägige Sitzblockade zu einem wichtigen Bezugspunkt der Friedensbewegung: „Unser Mut wird langen, nicht nur in Mutlangen“, hieß es bald.