Der Golem

Die Legende vom Golem zählt zu den bekanntesten Erzählungen des Judentums; ihre Ursprünge liegen im Mittelalter. Kern der Legende ist die Erschaffung eines aus Lehm geformten Wesens in Menschengestalt, das durch mystische Rituale zum Leben erweckt werden kann.

Bekanntheit erlangte vor allem die Legende des Prager Golems. Der aus Worms stammende Rabbiner Judah Löw (1525–1609) soll den künstlichen Menschen erschaffen haben, um die Prager Judengemeinde vor Verfolgung zu schützen. Zum Leben erweckt wurde der Golem, indem man ihm einen Zettel mit den Schriftzeichen „emet“ (אמת) – Wahrheit – in den Mund legte. Als Rabbi Löw die Kontrolle über sein Geschöpf verlor, entfernte er den ersten Buchstaben, wodurch das Wort zu „met“ (Tod) wurde und der Golem seine Macht einbüßte.

Die Golem-Legende wurde häufig literatisch bearbeitet, am bekanntesten in Gustav Meyrinks Roman „Der Golem“ von 1915. Aus derselben Zeit stammen drei Golem-Stummfilme des deutschen Regisseurs Paul Wegener, von denen insbesondere „Der Golem, wie er in die Welt kam“ von 1920 als Klassiker der deutschen Kinogeschichte gilt.

Rabbi Löw und der Golem (Zeichnung von Mikoláš Aleš, 1899)


Joann Sfar über den Golem: „Ich entdeckte den Golem als Teenager durch den Film von Paul Wegener und das Buch von Gustav Meyrink, dann durch Jack Kirby, den Zeichner der ‚Fantastischen Vier‘, der ständig Golems zeichnete und aus seinem Judentum kein Geheimnis machte, das gefiel mir sehr.“ (Interview mit Paul Salmona, 6. Juli 2023)


Ausschnitt aus „Der Golem, wie er in die Welt kam“ (1920):

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