Kinderzeichnungen vor 100 Jahren
UNESCO-Welterbe im Stadtmuseum
25. Oktober 2025 – 1. März 2026
Was hilft Kindern, das Trauma eines Krieges zu überwinden? Nach dem Ersten Weltkrieg sahen sich auch Lehrkräfte mit dieser Frage konfrontiert. Wilhelm Daiber, ein fortschrittlicher Pädagoge an der Volksschule Stein bei Nürnberg, setzte auf den Kunstunterricht
– in den 1920er Jahren ein außergewöhnlicher Ansatz. Die meisten seiner Schülerinnen und Schüler hatten privat so gut wie nie gemalt oder gezeichnet. Sie hatten schlicht keine Zeit. Ihr Leben war von harter Arbeit und Armut geprägt.
Doch Daiber gelang das Unerwartete. Mit innovativen Methoden motivierte er die Kinder, sich künstlerisch zu betätigen – über Jahre hinweg. Dies schulte nicht nur ihre Wahrnehmung und Konzentration, sondern eröffnete ihnen auch Wege, ihren Gefühlen, Hoffnungen und Ängsten Ausdruck zu verleihen. Dabei trat so manch erstaunliches Talent zu Tage.
Anregungen für Kunstunterricht und Forschung
Zwischen 1924 und 1929 kamen rund 4.500 Blätter mit Kinderzeichnungen zusammen, ein Zeitdokument, das nicht nur ein erfolgreiches didaktisches Konzept widerspiegelt, sondern auch Spuren gesellschaftlicher Umbrüche sichtbar werden lässt. Wilhelm Daiber, später einer der bekanntesten deutschen Reformpädagogen, bewahrte die Zeichnungen auf, analysierte sie und forschte dazu. Lange unbeachtet, wurden sie nach Jahrzehnten von der Wissenschaft wiederentdeckt. Der Bestand bietet ein einzigartiges Forschungsfeld für Kunsthistoriker, Pädagogen, Volkskundler und Schulgeschichtsforscher. Und auch für den heutigen Kunstunterricht könnte Daibers Ansatz viele Anregungen liefern. Heute zählt die Sammlung Daiber zu den bedeutend sten Beständen der Schulgeschichtlichen Sammlung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Weltkulturerbe im Stadtmuseum
Das Stadtmuseum Erlangen zeigt nun in Kooperation mit dem Schulmuseum Nürnberg und der FAU Stabstelle Sammlungen und Museen erstmals eine Auswahl dieser Bilder, die im Frühjahr 2025 von der UNESCO zusammen mit 16 weiteren internationalen Sammlungen von Kinderzeichnungen zum Weltdokumentenerbe ernannt wurden – weil sie in außergewöhnlicher Form neue Perspektiven auf das kulturelle Gedächtnis Europas eröffnen und zu Dialog, Mitgefühl und Erinnerung anregen.
Begleitprogramm
Sa, 25.10., 14 – 0 Uhr
Lange Nacht der Wissenschaften
Führungen um 17, 19 und 21 Uhr
Do, 6.11., 18.30 Uhr
Führung mit kreativem Impuls zum Zeichnen
Teilnahmegebühr: 3,50 €
So, 15.2., 11 – 17 Uhr
Mitmach-Tag für Jung und Alt
Führungen und Kreativangebote
Kosten: Kinder 3 €, Erwachsene: regulärer Eintritt
So, 1.3., 11 – 17 Uhr
Finissage mit Familienprogramm
Eintritt frei
Öffentliche Führungen
sonntags, 23.11. | 11.1. | 15.2., jeweils 14 Uhr
Do, 5.2., 18.30 Uhr
Teilnahmegebühr: 3,50 € zzgl. Eintritt
Workshops für Kinder
Mi, 19.11. (Buß- und Bettag), 9 – 12 Uhr: Fantasie-Fahrzeuge
Do, 19.2., 9 – 12 Uhr: Märchenwelten
Teilnahmegebühr: 6 €
Um vorherige Anmeldung zu den Führungen und Workshops
unter 09131 86-2300 oder stadtmuseum@stadt.erlangen.de wird gebeten
Führungen für Gruppen und Schulklassen
können unter stadtmuseum@stadt.erlangen.de oder 09131 86-2972 gebucht werden.