Judentum in Algerien
Die Große Synagoge von Algier (seit 1962 Abu-Farès-Moschee)
Vor dem Beginn der französischen Kolonialherrschaft in Algerien hatten Jüdinnen und Juden unter islamischem Recht gelebt. Mit der Eroberung durch Frankreich im 19. Jahrhundert begann eine neue Ära: 1845 reorganisierte die Kolonialregierung die Strukturen der jüdischen Gemeinden und ernannte französische, aschkenasische Juden zu Oberrabbinern, die unbedingte Gesetztestreue Loyalität zu Frankreich vermitteln sollten. Sephardische Traditionen wurden zurückgedrängt.
1870 erließ die französische Regierung das Crémieux-Dekret, das den algerischen Jüdinnen und Juden die französische Staatsbürgerschaft verlieh. Das Dekret ermöglichte den Jüdinnen und Juden den Zugang zu Bildung und verbesserte ihre soziale Stellung. Diese Vorzugsbehandlung führte jedoch zu Spannungen mit der muslimischen Bevölkerung, die einen anderen Rechtsstatus hatte.
Während des Zweiten Weltkriegs hob das mit den Nationalsozialisten kollaborierende Vichy-Regime das Crémieux-Dekret auf und entzog den algerischen Juden ihre Rechte.
Im Zuge des Algerienkrieges (1954–1962) wurde ein Großteil der rund 140.000 algerischen Juden vertrieben oder zur Flucht gedrängt und ließ sich in Frankreich nieder.
Joann Sfar: „In meiner Arbeit gibt es viele unbewusste Dinge, aber in ‚Die Katze des Rabbiners‘ war leider alles sehr bewusst. Meine Großmutter war gerade gestorben, und während ich meine Kindheit damit verbracht hatte, mein sephardisches Erbe nicht zu mögen, entwickelte ich eine Liebe für diese Kultur. Bis dahin hatte ich nur mein aschkenasisches Erbe geliebt, weil in meiner Familie alle gestorben waren, und das ließ mir Raum … Es war auch das Jahr, in dem ich Vater wurde, und das Jahr, in dem der Anschlag auf die Zwillingstürme stattfand. Damals versuchte man uns einen Kampf der Kulturen zwischen dem Orient und dem Okzident zu verkaufen. Ich hatte mich um ein Zentrum für Hausaufgabenhilfe gekümmert, war mit der maghrebinischen Jugend in Kontakt gekommen und wollte die maghrebinischen Erinnerungen neu verpacken, Algerien neu verzaubern und eine jüdische Familie in den Mittelpunkt stellen. Ich wollte ein Märchen über den Maghreb machen, mit Juden, die arabisch aussehen. Und ich habe sehr bewusst eine koloniale Bildsprache entlehnt, um Geschichten von kolonisierten Bevölkerungsgruppen zu erzählen.“ (Interview mit Paul Salmona, 6. Juli 2023)
Straßenszenen in Algier, 1955:
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Abb.: Unknown postcard publisher, Public domain, via Wikimedia Commons