Scheinwanderer
Sogenannte Scheinentlehnungen sind Wörter, die nur dem Anschein nach einer anderen Sprache entstammen. Tatsächlich existieren sie in der vermeintlichen Ursprungssprache gar nicht oder haben dort eine andere Bedeutung, so wie auch das Wort Handy.
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Bosch Handy C9, 1989
Museumsstiftung Post und Telekommunikation / Museum für Kommunikation Frankfurt
Handy
Das „Handy C9“ des deutschen Herstellers Bosch kam 1989 auf den Markt. Es war wohl das erste mobile Telefon, das den Begriff Handy im Produktnamen trug.
Weitere Scheinwanderer ...
Friseur
Wer sich in Frankreich die Haare schneiden lässt, geht zum „coiffeur“, die Berufsbezeichnung Friseur ist dort unbekannt. Das somit nur scheinbar französische Wort ist im Deutschen seit dem 17. Jahrhundert belegt, als man hierzulande die aufwändigen Perücken nachahmte. Abgeleitet hat man es vom tatsächlich französischen Verb „friser“ (kräuseln).
Oldtimer
Das Wort „old-timer“ ist auch im Englischen gebräuchlich, allerdings als Bezeichnung für eine ältere Person. Im Deutschen versteht man unter Oldtimer meist ältere Fahrzeugmodelle mit Sammler- und Liebhaberwert. Diese werden im Englischen wiederum als „antique car“ oder „veteran car“ bezeichnet.
Pullunder
Das Wort Pullunder setzt sich aus den englischen Wörtern „pull“ (ziehen) und „under“ (unter) zusammen. Im Unterschied zum Pullover wurde die ärmellose Variante nämlich meist unter einem Jackett getragen. Doch während Pullover tatsächlich aus dem Englischen stammt, gibt es das Wort Pullunder dort nicht. Im englischen Sprachraum heißt das Kleidungsstück schlicht „sleeveless sweater“ oder „sweater vest“.
Beamer
Das englische Verb „to beam“ bedeutet „strahlen“, und genau dies tut auch der Beamer. Die im Deutschen übliche Gerätebezeichnung leitet sich wohl von einem Markennamen ab (Advent VideoBeam) und ist in englischsprachigen Ländern unbekannt. Dort spricht man von einem „video projector“.
Smoking
Wenn ein US-Amerikaner das Wort „Smoking“ hört, wird er an Zigaretten oder Zigarren denken, aber vermutlich nicht an ein Kleidungsstück. Der elegante Herrenanzug heißt in den Vereinigten Staaten nämlich „tuxedo“, kurz „tux“, in Großbritannien „dinner suit“. Das deutsche Smoking stammt von dem edlen „smoking jacket“, einem Sakko aus Samt oder Seide, das man im 19. Jahrhundert trug – bevorzugt beim Zigarre- oder Pfeifenrauchen.
Public Viewing
Als sich Public Viewing während der Fußball-WM 2006 als Begriff für öffentliche Sportübertragungen durchsetzte, sorgte dies bei englischen Muttersprachlern für Erheiterung. Denn „public viewing“ bezeichnet in der Ursprungssprache unter anderem die öffentliche Aufbahrung von Verstorbenen. Wer derartige Missverständnisse vermeiden wollte, konnte auf einen deutschen Begriff ausweichen, der es sogar in den Duden schaffte: „Rudelgucken“.
trampen
Das Wort „tramp“ bezeichnet im Englischen einen Tagelöhner, der auf der Suche nach Arbeit durch die Lande zieht. Davon leitet sich das Wort trampen ab, das sich ab den 1960er/70er Jahren in Deutschland verbreitete. Wer im englischen Sprachraum per Anhalter fährt, benutzt dafür einen ganz anderen Begriff, nämlich „hitch-hiking“.
Showmaster
Wer den Ursprung des Wortes Showmaster in der Welt des US-amerikanischen Entertainment vermutet, liegt falsch. Erfunden hat es der holländisch-deutsche Moderator Rudi Carrell in den 1970er Jahren. Er bezeichnete sich selbst als Showmaster und brachte damit etwas internationalen Flair ins deutsche Fernsehen. Im Englischen sagt man stattdessen – ganz unglamourös – „host“ (Gastgeber) oder „presenter“ (Präsentator).