Hängematte, Mais und Kannibalen – Kolumbus und die Folgen

Am 6. Dezember 1492 landete der Seefahrer Christopher Kolumbus auf Haiti, wo die Taínos lebten. Die Bewohner der Insel benutzten eine Sprache, die Kolumbus noch nie gehört hatte, und zeigten ihm Dinge, die er noch nie gesehen hatte: Auf den Feldern der Taínos wuchsen Mais, Tabak und Ananaspflanzen. Einiges davon nahmen die Seefahrer mit nach Europa, einschließlich der fremden Bezeichnungen, die Kolumbus in sein Tagebuch notierte.

„Entdeckungsreisen“, Koloniegründungen und Handelsbeziehungen führten schon in der Antike zum Kontakt zwischen Kulturen und Sprachen. Mit dem Ausbau des Seehandels im 16. Jahrhundert erreichte der Austausch von Waren – und Wörtern – eine neue Dimension. Die Globalisierung nahm Fahrt auf.

Für die indigene Bevölkerung hatte die Ankunft der Europäer katastrophale Folgen: Kämpfe und Krankheiten forderten unzählige Menschenleben, viele Ureinwohner wurden versklavt und ihre Sprachen unterdrückt. In Haiti gab es schon 1650 keinen einzigen Taíno mehr. Dies bedeutete zugleich das Ende der Taíno-Sprache, deren Spuren sich bis heute in vielen europäischen Sprachen finden.

Ananas-Feuchtpräparat aus dem Botanischen Garten ErlangenAnanas-Feuchtpräparat aus dem Botanischen Garten
Erlangen, ca. 2012
Leihgabe der Botanischen Sammlung der FAU Erlangen-Nürnberg

Ananas

Das Obst und dessen Name sind hierzulande seit dem 16. Jahrhundert bezeugt. In der südamerikanischen Ursprungssprache Guaraní hieß die Frucht „naná“, woraus die Portugiesen die Form „ananás“ machten. Über das Spanische lernten auch die Deutschen die Pflanze kennen.


Aschenbecher
Spanien, 2016

Tabak und Cohiba

Im Oktober 1492 betrat Kolumbus eine Insel, die später Kuba hieß. Dort machte er eine Entdeckung: „Die Eingeborenen wandern mit einer kleinen glimmenden Stange aus einem Kraut herum, dessen Rauch sie einatmen ... ". Das Kraut nannten sie „cohiba", und die Stangen, mit deren Hilfe sie den Rauch einatmeten, ,,tabacos". Daraus ent­standen unser Tabak und die berühmte Zigarrenmarke Cohiba. Deren Logo zeigt das Profil des Taíno-Häuptlings Hatuey, der auf Kuba gegen die spanischen Kolonialherren kämpfte und dafür 1512 hingerichtet wurde. In Kuba wird der „Revolutionär" Hatuey bis heute als Nationalheld verehrt.

 


Maizena-Kochbuch
hg. von der Deutschen Maizena-Gesellschaft AG in Hamburg wohl 1920er Jahre

Mais

Eines der Grundnahrungsmittel der Taínos war „mahís", den die Spanier als „maíz" nach Europa brachten und den auch wir schließlich als Mais übernahmen. Das Wort ist auch in dem Markennamen „Maizena" enthalten, unter dem seit 1862 ein aus Mais gewonnenes Stärkemehl vertrieben wurde.


Audio-Datei: Essigs Exkursion: Kannibale

Kannibalen

Illustration aus der lateinischen Erstausgabe des Briefs des Christoph Kolumbus über die Entdeckung Amerikas, Rom 1494
© North Wind Picture Archives / Alamy Stock Foto


Ein Hurrikan versenkt 1492 Christopher Kolumbus’ Schiff Santa Maria
Illustration von Theodor de Bry aus:
Girolamo Benzoni: Americae pars quarta, sive, Insignis et admiranda historia de reperta primum Occidentali India a Christophoro Columbo, Lissabonn 1594.
© akg-images / De Agostini / M. Seemuller

Hurrikan

Wie genau die Taínos heftige Stürme nannten, wissen wir heute nicht mehr, aber es muss so ähnlich geklungen haben wie „furacan“ oder „juracán“. Über die Spanier, die daraus „huracán“ bildeten, wanderte der Name für den starken Sturm auch in andere europäische Sprachen. Die deutsche Sprache übernahm den Orkan im 16. Jahrhundert aus dem niederländischen „orkaan“ und bezeichnet damit starke Stürme ab 117 km/h Windgeschwindigkeit. Mit Hurrikan bezeichnen wir explizit tropische Wirbelstürme über dem Atlantik.


Wie die Indianer schlafen
Illustration aus: Girolamo Benzoni: Historia del Mondo Nuovo, Venedig 1563
© akg-images

Hängematte

Kolumbus übernahm von den Ureinwohnern Tücher oder Netze aus Baumwolle, aufgespannt zwischen zwei Pfosten, genannt „hamaca“. Im Englischen wurde daraus „hammock“, im Nieder­ländischen „hangmak“, dann „hangmat“, was ins Deutsche einwanderte: in einem Reisebericht von 1529 als „Hamaco“, 1627 als „Hengmatten“, später dann als Hängematte.