„Erzähl keinen Schmus!“ – Rotwelsch und Studentensprache

Rotwelsch war seit dem Mittelalter die Sprache der fahrenden Händler, der „Gauner“ und Vaganten – eine Geheimsprache, die nur Eingeweihte verstanden und die Gesetzeshüter vor Rätsel stellte. Rotwelsch fußte auf dem Deutschen, bediente sich aber auch hebräischer und jiddischer Ausdrücke, denn auch Juden mussten bis weit ins 19. Jahrhundert am Rand der Gesellschaft leben. So wurde aus dem jiddischem „schmir(a)“ für die „Wache“ das Rotwelsche Schmiere stehen, aus „chochem“ für „gescheit, klug“ wurde ausgekocht für „gerissen“.

In den Gasthäusern der Universitätsstädte stieß die sonderbare Sprache auf offene Ohren: Studenten waren fasziniert von den derben und geheimnisvollen Ausdrücken der Unterwelt, die bestens geeignet waren, um Professorenschaft und Obrigkeit zu provozieren. Viele Wörter und Redewendungen des Rotwelschen fanden Eingang in die Studentensprache.

Nach dem Ende ihres Studiums kehrten die Absolventen als „Alte Herren“ ins bürgerliche Leben zurück – und brachten das Rotwelsche mit: Stolz flochten sie den „Unterschichtenjargon“ ihrer Studentenzeit in Salongespräche ein. So fanden rotwelsche Ausdrücke wie Kaschemme, malochen, Reibach, Stuss, Moos, Schmu oder Schnorrer ihren Weg in die Alltagssprache.


Audio-Datei: Essigs Exkursion: Pleitegeier

Pleitegeier

Präparat eines Mönchsgeiers
20. Jahrhundert
Leihgabe Stadt Hof, Museum Bayerisches Vogtland