Die letzten Erlanger Handschuhe
Ende einer Ära
Als der Handschuhmachermeister Jürgen Pfeiffer am Morgen des 9. Juli 2019 die Arbeitsschürze umband, um für einen Kunden ein Paar elegante Damen-Lederhandschuhe in der Größe 7 ½ zu fertigen, schien dies ein ganz normaler Arbeitstag zu sein. Doch für ihn und seine Manufaktur, die 1876 in der Goethestr. 6 gegründet wurde, würde es das letzte Paar Handschuhe sein.
Vor zehn Jahren hatte seine Schwiegertochter Annette Pfeiffer den Familienbetrieb übernommen und alles versucht, das Geschäft „Pfeiffer Leder & Mode“ in der Altstadt rentabel weiter zu führen – vergeblich. Das Ladengeschäft eröffnete 1947 in der Hauptstraße 52, wohin die Manufaktur bereits in den 1930er Jahren umzog. Es sollte ein lokales Standbein der Firma werden, um gegen die seit dem Zweiten Weltkrieg zunehmenden Importe aus Billiglohnländern bestehen zu können.
In den 50er Jahren folgten weitere Filialen der Firma Pfeiffer in Nürnberg, Fürth und Konstanz. Das Konzept ging Jahrzehnte lang auf, auch weil in den Geschäften zugekaufte Waren mitvertrieben werden konnten. Doch seit den 1980er Jahren wurden die Erlöse immer weniger, da der Trend zu billigen Massenprodukten zunahm und die Filialen unrentabel machte. Schließlich musste 2019 auch am Stammsitz in Erlangen ein Schlussstrich gezogen werden. Damit erlischt ein Gewerbezweig, der mit den Hugenotten 1686 in Erlangen etabliert wurde.
Doch was passierte mit dem letzten Erzeugnis dieser Handwerkskunst – den letzten Erlanger Handschuhen? Sie wurden vom „letzten Auftraggeber“, dem Stadtmuseum Erlangen, übernommen und zusammen mit den Fabrikationswerkzeugen und einer filmischen Dokumentation in dessen Sammlung überführt. Dadurch ist sichergestellt, dass die letzten Erlanger Handschuhe auch dauerhaft in Erlangen verbleiben.
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