Erlanger Wortgeschichten


Wörter aus anderen Sprachen sind in unserem Alltag allgegenwärtig – man könnte auch sagen: omnipräsent. Das merkt man nicht nur bei einem Besuch unserer Ausstellung „Vielfraß meets Butterkeks“, sondern auch bei einem Spaziergang durch Erlangen. Wir präsentieren daher an dieser Stelle eine Auswahl vielsprachiger Wortgeschichten aus unserer Stadt – von A wie „Aromagarten“ bis Z wie „Zollhaus“.


Tor zum Aromagarten. Foto: Wikimedia Commons

Der AROMAGARTEN an der Palmsanlage galt bei seiner Eröffnung 1981 als weltweit einzigartig. Auf dem ehemaligen Gartengelände des Bezirkskrankenhauses war ein öffentlicher „Riechpark“ mit Arznei- und Gewürzpflanzen entstanden, der von Studenten der Botanik und Pharmazie ebenso gerne besucht wird wie von der Erlanger Bevölkerung.

Der Name ist Programm: Mit dem griechischen Wort „ároma“ (ἄρωμα) bezeichnete man in der Antike wohlriechende Kräuter und Gewürze. Schon im Mittelalter gelangte der Begriff ins Deutsche.


Fahne des Bicycle Clubs, 1898. Foto: Stadtmuseum Erlangen

Die Geschichte des Zweirads beginnt mit der Erfindung der „Laufmaschine“ durch Karl Drais im Jahr 1817. Im Lauf des 19. Jahrhunderts verbreiteten sich verschiedene Varianten des Fortbewegungsmittels in ganz Europa und darüber hinaus.

Verhältnismäßig jung ist die deutsche Bezeichnung „Fahrrad“, die erst 1885 eingeführt wurde. Bis dahin bediente man sich fremdsprachiger Begriffe, wie „Veloziped“ (vom französischen „vélocipède“) oder „Bicycle“ (vom englischen „bicycle“ = Zweirad).

Die englische Bezeichnung führte auch der 1886 gegründete Erlanger BICYCLE CLUB im Namen.


Pelargonie im Botanischen Garten. Foto: Wikimedia Commons

Ein BOTANISCHER GARTEN wurde in Erlangen erstmals 1770 angelegt. Initiatoren waren die Professoren Casimir Christoph Schmidel und Johann Christian von Schreber, die an der Erlanger Universität Arzneikunde und Botanik lehrten. Der Heilpflanzengarten diente ursprünglich der akademischen Ausbildung des medizinischen Nachwuchses. Heute ist er darüber hinaus ein beliebtes Ausflugsziel.

Der Name „Botanischer Garten“ ist auf das griechische Wort „botáne“ (βοτάνη) zurückzuführen, das sowohl die Weide als auch das Futterkraut bezeichnet. Aus dem dazugehörigen Adjektiv „botanikós“ (die Kräuter betreffend) entwickelte sich im 17. Jahrhundert der deutsche Begriff „Botanik“ für die Lehre bzw. Wissenschaft von den Pflanzen.


Das E-Werk im heutigen Zustand. Foto: Stadtmuseum Erlangen

1902 wurde das Erlanger ELEKTRIZITÄTSWERK in Betrieb genommen – für die Stadt bedeutete dies einen enormen technischen Fortschritt.

Innerhalb von 20 Jahren stieg die Zahl der Hausanschlüsse von 111 auf 1417. 1982 hatte der Bau an der Fuchsenwiese ausgedient und wurde zum Kulturzentrum @E-Werk Erlangen umgebaut.

Das Wort „Elektrizität“ hat seine Wurzeln in der Antike: Am Anfang steht das griechische Wort „eléktor“ (ἠλέκτωρ), das die strahlende Sonne meinte und Namensgeber des Bernsteins („élektros“) wurde, dessen goldgelbe Farbe an die Sonne erinnert. Schon den alten Griechen war die elektrostatische Aufladung des Bernsteins bekannt, doch dauerte es bis ins Jahr 1600, bis der englische Physiker William Gilbert den Begriff „electrica“ prägte, von dem sich über hundert Jahre später die deutschen Wörter „elektrisch“ und „Elektrizität“ ableiteten.


Handschuhe im Stadtmuseum Erlangen. Foto: Erich Malter

Als im 17. Jahrhundert hugenottische Glaubensflüchtlinge aus Frankreich nach Erlangen kamen, brachten sie ihre Sprache mit. Bis ins frühe 19. Jahrhundert wurde in der Hugenottenkirche auf Französisch gepredigt. Auch in den Handwerken hinterließ der französische Einfluss Spuren, so etwa in der Glacé-Handschuhmacherei, die von den Hugenotten in Erlangen etabliert wurde: In den Werkstätten wurden Tierfelle und Lederstücke dolliert („abgehobelt“), depsiert („zugeschnitten“) und dressiert („geglättet“), um nur einige Fachbegriffe zu nennen.

Das Resultat der aufwändigen Arbeitsprozesse waren feine Erlanger GLACÉ-HANDSCHUHE – Exportschlager von hervorragendem Ruf, die auch in Italien und England gehandelt wurden. Ihre Bezeichnung leitet sich vom französischen „glacé“ (Eis; mit Zuckerguss glasiert) ab, da das geschmeidige, weiße Zickleinleder wie Eis oder Zuckerguss glänzt.


Einzug der Hugenotten in Erlangen. Glasgemälde nach einem Entwurf von Friedrich Wanderer, 1892. Foto: Erich Malter

Als „huguenots“ bezeichnete man seit dem 16. Jahrhundert die französischen Anhänger des Calvinismus. Da sie in ihrer Heimat wegen ihres Glaubens verfolgt wurden, flohen ab 1685 Hunderttausende HUGENOTTEN in protestantische Gebiete, so auch in das Fürstentum Bayreuth. Dort ließ Markgraf Christian Ernst für die Geflüchteten eine eigene Siedlung errichten: die Erlanger Neustadt.

Die Erinnerung an dieses wegweisende Ereignis der Erlanger Stadtgeschichte ist bis heute lebendig geblieben, sei es durch die Hugenottenkirche am Hugenottenplatz oder den Hugenottenbrunnen im Schlossgarten.

Weitgehend im Dunkeln liegt dagegen die Bedeutung des Wortes „huguenot“. Einer Theorie zufolge beruht es auf dem deutschen Begriff „Eidgenosse“. Dessen Spur führt in die Schweiz, genauer nach Genf, die Wirkungsstätte des Reformators Jean Calvin. Durch die Flucht der „huguenots“ in den deutschsprachigen Raum wurde das Wort „Hugenotten“ auch hierzulande gebräuchlich und wäre angesichts seines vermuteten Ursprungs als sprachlicher „Rückkehrer“ zu betrachten.


Feierliche Enthüllung des Kanaldenkmals, 1846. Foto: Wikimedia Commons

Am 15. Juli 1846 wurde das KANALDENKMAL am Erlanger Burgberg enthüllt. Das festliche Ereignis markierte zugleich die Eröffnung des Ludwigskanals, der Donau und Main verband. Allegorische Darstellungen der beiden Flüsse zieren das imposante Monument, das auf Entwürfen Leo von Klenzes beruht.

Der Ludwig-Donau-Main-Kanal zählt zu den Meisterleistungen der bayerischen Ingenieurskunst im 19. Jahrhundert. Wirtschaftlich erwies er sich allerdings als Misserfolg, auch durch die erstarkende Konkurrenz auf der Schiene. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb eingestellt und das Kanalbett bei Erlangen mit dem Frankenschnellweg überbaut. 1992 nahm der Nachfolger des „Alten Kanals“, der Europakanal, seinen Betrieb auf.

Der deutsche Begriff „Kanal“ wurde im 15. Jahrhundert vom italienischen „canale“ (Wasserarm, Leitungsröhre) abgeleitet. „Vorfahren“ dieses Wortes lassen sich im Lateinischen („canna“), Griechischen („kánna“), Babylonischen („quanu“) und Sumerisch-Akkadischen („gin“) nachweisen. Über alle Sprachgrenzen und Jahrhunderte hinweg wurden mit diesen Begriffen Rohre, Rohrgeflechte, auch Schilfrohre, bezeichnet. Auch die Kanne, deren Tülle die Form einer kleinen Röhre besitzt, ist vielleicht mit dem lateinischen „canna“ verwandt.


Der ehemalige Karzer der Universität. Foto: Adobe Stock

Bis 1913 besaß die Universität Erlangen ein eigenes Gefängnis, den sogenannten KARZER. Wer als Student „groben Unfug“ trieb, zum Beispiel die nächtliche Ruhe störte, musste mit einer mehrtägigen Arreststrafe rechnen. Die abschreckende Wirkung hielt sich allerdings in Grenzen. Im Gegenteil: Wer während seines Studiums nicht wenigstens einmal im Karzer einsaß, hatte etwas versäumt. Der „Haftantritt“ wurde regelrecht gefeiert und das Bier floss offenbar auch hinter Gittern in Strömen.

Der Erlanger Karzer war seit der Universitätsgründung 1743 in wechselnden Gebäuden untergebracht, zwischen 1838 und 1897 befand er sich im Wasserturm an der Apfelstraße, der die Aufschrift „Karzer“ bis heute trägt. Im Inneren zeugen Wandmalereien von den Arrestaufenthalten früherer Studentengenerationen.

Das Wort „Karzer“ kommt, ebenso wie „Kerker“, vom lateinischen „carcer“ (Gefängnis). Das Nebeneinander beider Begriffe – „Karzer“ und „Kerker“ – ist mit Unterschieden bei der Aussprache lateinischer Wörter zu erklären. Während das „C“ in der römischen Antike meist wie „K“ ausgesprochen wurde, war lange Zeit auch die Aussprache wie „Z“ üblich.


Der Große Saal des Kolosseums auf einer Postkarte, um 1900 (Ausschnitt). Foto: Wikimedia Commons

Auch in Erlangen gibt es ein KOLOSSEUM. So hieß das 1895 erbaute Gebäude an der Henkestraße 28, in dem sich der seinerzeit größte Veranstaltungssaal der Stadt befand. In seiner fast 130-jährigen Geschichte diente der Bau als Restaurant, Lazarett, Kino und Hotel. Vereinssitzungen und Varietéabende fanden hier ebenso statt wie die Parteiveranstaltungen der NSDAP.

Benannt war das Erlanger Kolosseum nach einem der berühmtesten Bauwerke der römischen Antike, dem Amphitheatrum Flavium in Rom, das seit dem Mittelalter als „Colosseo“ bezeichnet wird. Dieser Name bezog sich wahrscheinlich auf eine Kolossalstatue des Kaisers Nero, die neben dem Amphitheater stand. Das griechische Wort „kolossós“ (κολοσσός) diente in der Antike ganz allgemein als Bezeichnung für monumentale Statuen, in Anlehnung an den legendären „Koloss von Rhodos“.


Nachbildung des „Kosbacher Altars“ in der Mönau. Foto: Wikimedia Commons

Im Mönauer Forst, unweit von Kosbach, liegt ein geheimnisvoller Ort. Inmitten eines keltischen Grabhügelfeldes aus der Eisenzeit findet sich eine annähernd quadratische Sandsteinformation, die wohl zwischen 800 und 450 v. Chr. entstanden ist.

Entdeckt wurde das ungewöhnliche Relikt 1913 von dem Erlanger Hobbyarchäologen Rudolf Herold. Dieser vermutete, eine vorgeschichtliche Weihestätte freigelegt zu haben und taufte seinen Fund auf den Namen „KOSBACHER ALTAR“, der sich im Volksmund und schließlich auch in der Wissenschaft durchsetzte.

Mit der aus dem Christentum bekannten Bedeutung des Wortes „Altar“ hat diese Benennung allerdings wenig zu tun. Herold bezog sich wohl auf antike Opferplätze, die ebenfalls als „altaria“ (Opfertisch) bezeichnet wurden. Gegen die These, dass es sich beim „Kosbacher Altar“ um eine Brandopferstätte gehandelt habe, spricht jedoch, dass im Umfeld der Steinformation weder Knochenreste noch Gefäße gefunden wurden.

Die bis heute ungeklärte Funktion des „Kosbacher Altars“ schmälert nicht seine Anziehungskraft. Im Gegenteil: Seit Jahren zeugen an „Altar“ und Grabhügel niedergelegte Objekte von dem besonderen Stellenwert, den dieser Platz für einige Menschen besitzt.


Das Logenhaus auf einer Postkarte, um 1910 (Ausschnitt)

Die Erlanger Freimaurerloge „Libanon zu den drei Cedern“ wurde 1757 unter dem Protektorat Markgraf Friedrichs gegründet. 1890 bezog sie das LOGENHAUS an der Universitätsstraße, ein mit Symbolen und Leitbegriffen der Freimaurerei geschmückter Bau im Stil des Historismus. Während der NS-Zeit war dort ein „Anti-Freimaurermuseum“ eingerichtet, seit 1950 wird das Gebäude wieder von der Erlanger Loge genutzt. Heutzutage ist die Freimaurerei weniger geheimnisvoll als ihr landläufiger Ruf: Der original erhaltene Erlanger Versammlungssaal (Tempel) aus dem Jahr 1913 kann zu besonderen Anlässen besichtigt werden, 2007 widmete das Stadtmuseum der Erlanger Freimaurerloge eine Ausstellung zu ihrem 250-jährigen Bestehen.

Die Freimaurerei hat ihren Ursprung in England. Dort bezeichnete man die Versammlungsstätte der „free-masons“ als „lodge“ (Hütte, Bauhütte), denn die Dombauhütten des Mittelalters galten als Keimzelle der Freimaurerei. In Deutschland bürgerte sich dafür das französische Wort „loge“ ein. Beide Begriffe – „lodge“ und „loge“ – lassen sich auf dieselbe germanische Wurzel zurückführen: das Wort „laubjon“, von dem im Übrigen auch „Laube“, „Loggia“, „Lobby“ und „Logis“ abstammen.


Randbild aus Schlossgartenplan von Johann Baptist Homann, 1721

Die Ursprünge des Erlanger Theaters liegen im markgräflichen „Opern- und Komödienhaus“, das 1719 feierlich eröffnet wurde. Ab 1743 ließ die kunstsinnige Markgräfin Wilhelmine den Zuschauerraum im Stil des Rokoko umgestalten. Trotz weitreichender baulicher Eingriffe, besonders in den 1950er Jahren, hat sich der besondere Charakter des Theatersaals erhalten, so dass das MARKGRAFENTHEATER heute als älteste bespielte Barockbühne Süddeutschlands gilt.

Die Wurzeln des Wortes „Theater“ reichen ins antike Griechenland, die „Wiege“ der europäischen Bühnenkunst. Orte, an denen Schauspiele aufgeführt wurden, nannten die Griechen „théatron“ – abgeleitet vom Verb „theásthai“ (zuschauen, betrachten). Ehe sich das Wort „Theater“ im 18. Jahrhundert im Deutschen durchsetzte, war auch der bedeutungsgleiche Begriff „Schaubühne“ gebräuchlich.


Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf einer Postkarte, um 1900 (Ausschnitt)

Im Juli 1897 wurde auf dem Rondell im Osten der Erlanger Innenstadt ein OBELISK aufgestellt, der an den ersten Deutschen Kaiser, Wilhelm I., erinnerte. Eine Bürgerinitiative kaisertreuer Erlanger hatte den 11 Meter hohen Marmorpfeiler finanziert, das Originalmodell des Monuments ist in unserer Dauerausstellung zu sehen.

Die am Denkmal angebrachten Bronzemedaillons, die unter anderem König Ludwig II. und Bismarck zeigten, fielen während des Zweiten Weltkriegs der Metallsammlung zum Opfer. 1946 wurde auch der Obelisk abgebrochen und der Kaiser-Wilhelm-Platz in Lorlebergplatz umbenannt.

Die ab dem 18. Jahrhundert äußerst populäre Denkmalform des Obelisken bezieht sich auf die Kultur des Alten Ägypten. Dort wurden schon vor vielen Jahrtausenden vierkantige Pfeiler mit pyramidenförmiger Spitze als Kultsymbole errichtet. Die Bezeichnung „Obelisk“ leitet sich vom griechischen Wort „obelískos“ (ὀβελίσκος) ab, was so viel wie „kleiner (Brat-)Spieß“ bedeutet. Eindeutschungsversuche, wie „Prachtkegel“ oder „Denksäule“, konnten sich nicht durchsetzen, in Erlangen wurde der Kaiser-Wilhelm-Obelisk auch als „Zahnstocher“ bezeichnet.


Die Orangerie im Schlossgarten. Foto: Wikimedia Commons

Das Wort „ORANGERIE“ bezeichnete im 16. Jahrhundert repräsentative Sammlungen exotischer (Zitrus-)Pflanzen, später auch die Gebäude, in denen die wärmeverwöhnten Gewächse „überwintert“ wurden. Seit der Barockzeit zählten Orangerien zur üblichen Ausstattung fürstlicher Gartenanlagen. Die 1706 fertiggestellte Erlanger Orangerie diente bis 1755 als „Pomeranzenhaus“ („Pomeranze“ war eine seit dem 15. Jahrhundert verwendete Bezeichnung für die Orange). Seit 1818 nutzt die Universität das Gebäude.

Der Name der Orange, die hier stellvertretend für alle Zitrusfrüchte steht, stammt ursprünglich wohl aus dem südlichen Indien und wurde über das persische „nareng“ und das arabische „narandsch“ in die europäischen Sprachen übernommen. Aus dem Französischen gelangte das Wort um 1700 ins Deutsche. Nördlich des Mains ist bis heute auch die Bezeichnung „Apfelsine“ gebräuchlich, die sinngemäß „Apfel aus China“ bedeutet.


Das Palais Stutterheim am Marktplatz. Foto: Adobe Stock

Nach der Erhebung Erlangens zur Residenzstadt im Jahr 1708 setzte eine rege Bautätigkeit ein. Adelsfamilien ließen PALAIS errichten, die sich meist harmonisch in den nüchternen Baustil der Neustadt einfügten. Zu den auffälligeren Beispielen zählt das Palais Stutterheim, dem wegen seiner repräsentativen Architektur und der prominenten Lage am Marktplatz eine herausragende Bedeutung zukommt. Bis 1971 wurde es als Rathaus genutzt, heute beherbergt es die Stadtbibliothek und das Kunstpalais.

Das Wort „Palais“ wurde im 17. Jahrhundert aus dem Französischen übernommen, wo es das Hauptgebäude einer Burg (dt. Palas) bezeichnete. Ursprung ist der lateinische Begriff „palatium“ (kaiserliche/königliche Residenz), der wiederum auf einen der sieben Hügel Roms, den Palatin, zurückgeht.

Sprachlich eng verwandt ist das deutsche Wort „PALAST“, das schon im 13. Jahrhundert aus dem Französischen ins Deutsche kam. Auch dieses Wort hat in Erlangen seine Spuren hinterlassen: Man findet es in den Bezeichnungen „Himbeerpalast“ und „Glaspalast“, die für eine zweite Blüte der Erlanger „Palastbaukunst“ nach dem Zweiten Weltkrieg stehen.


Marstall, Opernhaus und Redoutensaal, Randbild aus Schlossgartenplan von Johann Baptist Homann, 1721

Der Erlanger REDOUTENSAAL ist wohl vielen ein Begriff, aber was ist eigentlich eine „Redoute“? Das Wort stammt aus dem Französischen. Dort bezeichnete es zunächst eine Schanze im Festungsbau, also einen Ort, an den man sich im Angriffsfall zurückziehen konnte. Sprachliche Wurzeln sind das italienische „ridotto“ (Rückzugsort) und das lateinische „reducere“ (zurückziehen).

Zurückziehen konnte man sich auch in den Redoutensaal, allerdings nicht zur Verteidigung, sondern zu Tanzvergnügen und Maskenbällen, die in der Barockzeit als „Redoute“ bezeichnet wurden.

Das Erlanger Redoutenhaus mit dem Redoutensaal wurde 1718 neben dem Theater am Nordrand des Schlossgartens errichtet. Es zählt zu den wenigen erhaltenen Bauwerken seiner Art und wird bis heute für Veranstaltungen genutzt.


Aufriss der Platzfassade des Erlanger Schlosses. Foto: Wikimedia Commons

Im Jahr 1708 erhob Markgraf Christian Ernst die Erlanger Alt- und Neustadt zur sechsten Landeshauptstadt des Markgraftums Brandenburg-Bayreuth. Der Status einer RESIDENZ verhalf Erlangen zu neuer Blüte. Bereits um 1700 hatte der Bau des Schlosses begonnen, bald darauf wurde ein barocker Schlossgarten mit Orangerie und Brunnen angelegt.

Das Wort „Residenz“ hat seine Wurzeln im lateinischen Verb „sidere“, das schlicht „sich setzen“ bedeutet. Daraus entwickelte sich im Mittelalter „residentia“ als Bezeichnung für den Wohnsitz. In seiner heutigen Bedeutung, als Sitz eines Würdenträgers bzw. Regierungssitz, kam das Wort „Residenz“ im 16. Jahrhundert aus dem Französischen ins Deutsche – wie so viele Begriffe der Hofkultur.


Fassade der Stadtbibliothek im Palais Stutterheim. Foto: Adobe Stock

Das Wort „Bibliothek“ hat seine Wurzeln im lateinischen „bibliotheca“ bzw. im griechischen „bibliothéke“. Das griechische „bíblos“ bezeichnete zunächst die ägyptische Papyrusstaude, dann auch die daraus hergestellten Schriftrollen und Bücher – nicht zuletzt die „Bibel“, das „Buch der Bücher“. Das ebenfalls griechische „théke“ bedeutet „Behälter“, im übertragenen Sinne auch „Aufbewahrungsort“.

Neben der um 1500 zugewanderten „Bibliothek“ war früher auch die Bezeichnung „Liberei“ gebräuchlich, die auf dem lateinischen „libraria“ (Büchersammlung) beruht.

Das deutsche Wort „Bücherei“ ist eine Erfindung des 17. Jahrhunderts, mit der Sprachpfleger die lateinisch-griechischen Begriffe ersetzen wollten. Jedoch werden gerade größere und akademisch ausgerichtete Büchersammlungen nach wie vor als „Bibliothek“ bezeichnet. 2010 wurde auch die Stadtbücherei Erlangen in STADTBIBLIOTHEK umbenannt.


Foto: Der Ort des heutigen Stadtmuseums, das ehemalige Altstädter Rathaus (damals Volkshaus), um 1921. Foto: Stadtarchiv Erlangen

Kurz vor der letzten Station unserer Wörter-Tour durch die Erlanger Stadtgeschichte legen wir einen Zwischenstopp in unserem „Zuhause“ ein, dem STADTMUSEUM Erlangen. Die Ursprünge des Museums reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück, 1919 wurden die ersten Ausstellungsräume im Wasserturm, dem ehemaligen Karzer, eröffnet. 1964 erfolgte der Umzug in das ehemalige Altstädter Rathaus am Martin-Luther-Platz.

Zu unseren Aufgaben zählen das Sammeln, Bewahren, Erforschen und Ausstellen von Objekten aus der Erlanger Stadtgeschichte. Doch was hat es eigentlich mit der Bezeichnung „Museum“ auf sich?

Ein Museum ist der Wortbedeutung nach ein Musensitz, ein Ort für Kunst und Gelehrsamkeit. Die Ursprünge des Wortes liegen im griechischen „museion“ (μουσεῖον) bzw. im lateinischen „museum“. Seit dem 17. Jahrhundert ist der Begriff im deutschsprachigen Raum als Bezeichnung für Kunst- und Altertumssammlungen gebräuchlich,


Der Sockel des Markgrafendenkmals auf dem Schlossplatz, das dem Universitätsgründer Markgraf Friedrich gewidmet ist. Foto: Stadtmuseum Erlangen

Die Wissenschaften sind seit Jahrhunderten ein Motor des internationalen Austauschs. Kein Wunder also, dass es rund um die 1743 gegründete Friedrich-Alexander-Universität vor fremdsprachlichen Einflüssen nur so wimmelt: Professur, Studium, Fakultät, Kollegienhaus, Semester, Akademiker, Examen, Promotion, Matrikel, Campus, Mensa, Dissertation, Numerus clausus …

Die meisten Begriffe stammen aus den klassischen Bildungssprachen Latein und Griechisch und reichen in die Frühzeit der europäischen Universitäten im Mittelalter zurück. Seit einigen Jahrzehnten nimmt aber auch der englische Einfluss zu: Bachelor, Department, Credit Point …

Das Wort „UNIVERSITÄT“ selbst hat seine Wurzeln im lateinischen „universitas“, das die Gesamtheit der Welt, später auch die Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden („universitas magistrorum et scholarium“) sowie die Gesamtheit der Wissenschaften beschreibt.


Die Straße Ytterbium im Erlanger Süden. Foto: Google Maps

Das Ypsilon ist einer der seltensten Buchstaben der deutschen Sprache und meist ein Zeichen dafür, dass wir es mit einem zugewanderten Wort zu tun haben, zum Beispiel aus dem Griechischen („Gymnasium“, „Hygiene“) oder aus dem Englischen („Yuppie“, „Party“).

Und wie ist es in Erlangen um das Ypsilon bestellt? Das Stadtlexikon verzeichnet einen einzigen Eintrag für diesen Buchstaben, den Straßennamen YTTERBIUM, und der führt uns, na klar, ins Ausland:

Ytterbium ist der Name eines seltenen chemischen Elements, das 1878 nahe dem schwedischen Dorf Ytterby entdeckt und nach seinem Fundort benannt wurde. Der Ortsname Ytterby wiederum bedeutet so viel wie „äußeres Dorf“. Auch im Erlanger Stadtgebiet befindet sich die Straße Ytterbium am äußersten südlichen Rand, beim Firmengelände der Rehau AG, auf deren Wunsch die Straße 1969 ihren ungewöhnlichen Namen erhielt.


Am Zollhaus. Foto: Erich Malter

Das Erlanger ZOLLHAUSVIERTEL ist nach der 1881 errichteten Pflasterzollstation in der Luitpoldstraße benannt, die auch dem früheren Seku-Bahnhof Zollhaus seinen Namen gab. Pflasterzoll wurde etwa von auswärtigen Händlern für die Benutzung gepflasterter Straßen erhoben und kam deren Erhalt zugute. Bahnhof und Zollstation sind längst Geschichte, der Name „Zollhaus“ hat sich bis heute gehalten.

Das Wort „Zoll“ bzw. „zol“ ist im Deutschen schon seit dem 8. Jahrhundert belegt, lässt sich aber auf griechisch-lateinische Wurzeln zurückführen: „toloneum“ (lat.) und „teloneion“ (gr.) bezeichneten schon in der Antike das Zollhaus, gemeinsamer Ursprung ist der griechische Begriff „telos“, der Grenze, Ziel oder Ende bedeutet …